Spezielle Zahnerkrankungen der Katze

Nebem der Parodontitis, die ähnliche Ursachen, Verlauf und Therapie wie beim Hund beschrieben aufweisen, treten bei der Katze andere Erkrankungen an Zähnen und Kiefer deutlich häufiger auf. Die folgenden drei Krankheiten werden deshalb hier genauer beschrieben:

  • Resorptive Läsionen (FORL/RL)
  • Chronische Zahnfleischentzündung (Gingivostomatitis)
  • Maligne Maulhöhlentumoren

  • Resorptive Läsionen (FORL/RL)

    Eine der häufigsten Erkrankrankung im Katzengebiß ist die (Feline Odontoklastische) Resorptive Läsion. Körpereigene Zellen, die sogenannten Odontoklasten, lösen durch Säure und Enzyme die Zahnhartsubstanz auf. Dies beginnt immer an der Zementschicht (die äußerste Schicht der Zahnwurzel, an der die Zahnhaltefasern ansetzen); und dort meist am Zahnhals. Der Zahnabbau setzt sich dann im Dentin fort und unterminiert in Richtung Zahnekrone den Zahnschmelz. Dieser wird selbst zwar nicht von den Odontoklasten angegriffen, er bricht aber ein, sobald er kein Dentin mehr als "Unterfüllung" hat.

    Man unterscheidet zwei, manchmal auch drei, Formen der FORL:

    Der Typ I zeichnet sich durch eine gleichzeitige Entzündung des Zahnfleisches, evtl auch der Maulschleimhaut aus. Der Zahnhalteapparat bleibt erhalten, sodass auf dem Röntgenbild ein normaler Wurzelspalt zu erkennen ist. Allerdings kommt es oft durch die Entzündung zum Abbau von Knochen des Zahnfaches (Alveole).

    Der Typ II weist keine Entzündungsanzeichen auf. Im Wurzelbereich kommt es aber zu Remodelierungsprozessen, d.h. der Körper versucht die Läsionen wieder aufzufüllen. Dabei wird aber knochenähnliche Substanz eingebaut, die eine normale Funktion der Zahnes nicht gewährleisten kann. sollche Zähne brechen häufig am Zahnhals ab. Auf dem Röntgenbild ist kein normeler Wurzelspalt zu erkennen. Der Knochen und die ZahnWurzel scheinen miteinander verwachsen zu sein; man spricht von einer Ankylose.

    Beide Typen können nebenenander bei einem Patienten vorkommen, teilweise findet man sie sogar an beiden Wurzeln eines Zahnes. Man bezeichnet dies als FORL Typ III.

    Eine genaue Ursache für die Entstehung der FORL ist noch nicht gefunden. Mehrere begünstigende Faktoren sind schon untersucht wurden (Kalzium-Stoffwechselstörungen, chronische Entzündungsprozesse, das steigende Alter der Katzen, veränderte Zahnform bei bestimmten Rassen, Futterart hart-weich,...), aber keiner ist der alleinige Auslöserfür die FORL.

    Da durch die Resorption Nervenfasern freigelegt werden, und diese Prozesse meist mehrere Zähne gleichzeitig befällt, kann man davon ausgehen, dass diese Erkrankung für die Katze hochschmerzhaft ist. Der langsame, aber fortschreitende Verlauf verschleiert oft, das Leiden. Dazu kommt das Katzen sich bei Schmerzen eher zurückziehen und sich ruhiger verhalten. Oft fällt deshalb erst beim Einstellen des Fressens auf, dass etwas nicht stimmt.

    Als Therapie wurde früher versucht die betroffen Zähne zu erhalten, indem die Läsionen -ähnlich wie bei kariösen Zähnen- mit Zahnfüllungen versiegelt wurden. Da die Resorption aber fortschreitet, haben die Füllungen in dem größer werdenden Defekt nicht dauerhaft gehalten.

    Mittlerweile ist man dazu übergegangen sämtliche Zähne mit Resorptiven Läsion zu extrahieren. Es ist dafür nötig über ein Röntgenbild die Einteilung des erkrankten Zahnes in Typ I, II oder III vorzunehmen, um das genaue therapeutische Vorgehen zu planen.:

    Beim Typ I besitzt der Zahn einen normaler Wurzelspalt; sämtliche Anteile des Zahnes inklusive Wurzel müssen entfernt werden.
    Beim Typ II läßt sich die Wurzel kaum oder gar nicht mehr vom Kieferknochen trennen. Eine einfache Extraktion ist hier nicht möglich. Es kann versucht werden durch eine seitliche Eröffnung am Kieferknochen die Zahnwurzel operativ zu entfernen, oder man kürzt die Zahnkrone bis zum Knochen ein und verschließt die Wunde mit einer Zahnfleischnaht. Diese "Kronenamputation" darf nur durchgeführt werden, wenn zwischen Wurzel und Knochen röntgenologisch keine Trennung mehr erkennbar ist, und auch keine Entzündungsprozesse an der Wurzel vorhanden sind. Der verbleibende Wurzelrest wird sich vollständig mit dem Knochen verbinden. Das Ausbohren von Wurzelresten, auch als Atomisieren bezeichnet, sollte nicht standardmä,ßig durchgeführt werden, da hierbei entweder zu wenig von der Wurzel entfernt wird oder man zu tief bohrt und im schlimmsten Fall den Hauptnerv verletzt. In Einzelfällen, die nicht anders in den Griff zu bekommen sind, kann ein Wurzelrest ausgebohrt werden, wobei der Erfolg mit einem Röntgenbild kontrolliert werden sollte.
    Beim Typ III wird je nach Wurzel eine der beiden oben beschriebenen Verfahren angewandt.

    zurück zum Seitenanfang

    Chronische Zahnfleischentzündung der Katze (Gingivostomatitis)

    Unter einer Gingivostomatitis versteht man eine kombinierte Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis) und der Mundschleimhaut (Stomatitis). Bei der Katze treten diese Entzündungen häufig langfristig auf und lassen sich nur schwer behandeln.

    Eine einzelne Ursache für diese Erkrankung konnte bisher nicht gefunden werden. Man vermutet mehrere Auslöser, die zu einer unangemessenen Immunreaktion an der Maulschleimhaut führen. Es entstehen Rötungen, hgr. Schwellungen und später auch geschwürige Wunden, die zu Blutungen neigen. Diese Veränderungen sind sehr schmerzhaft, sodass die Katzen häufig Beschwerden beim Fressen haben oder sogar die Futteraufnahme ganz einstellen.

    Als mögliche infektiöse Auslösen werden Viren (Herpes, Calici, Leukose, FIV/Katzen-AIDS) oder unterschiedliche Bakterien diskutiert. Außerdem scheint auch die Ernährung (z.B.Antioxidantien) bzw. genetische Veranlagung die Entstehung der Gingivostomatitis zu beeinflussen.

    Nicht jede Rötung des Zahnfleisches ist eine chronische Gingivostomatitis. Deshalb sollten v.a. die Parodontitis und die Resorptiven Läsionen röntgenologisch untersucht und mit einer gründlichen Zahnsanierung adäquat behandelt werden. Eine Virusdiagnostik und evtl die Untersuchung einer Gewebeprobe aus der Schleimhaut hilft andere Erkrankungen auszuschließen (z.B. FeLV, FIV, maligne Tumoren, eosinophiles Granulom). Nur noch eine kleiner Teil erweißt sich daraufhin als echte Gingivostomatitis.

    Folgende Behandlungsoptionen stehen dann zu Verfügung (schrittweise, in dieser Reihenfolge):

  • Zahnsteinentfernung und Parodontalbehandlung mit Antibiose, Schmerztherapie und anschließender verbesserter Maulhygiene zuhause
  • ggf. hypoallergene Diät
  • regulatorische Immuntherapie (z.b. Omega-Interferon)
  • evtl. systemische Immunsupression
  • Extraktion sämtlicher Backenzähne (evtl. auch der Canini und Inzisiven) als letzter Schritt
  • Trotz der zum Teil radikalen Maßnahmen kann bei bis zu 20% der Patienten mit chron. Gingivostomatitis keine ausreichende Besserung des Gesundheitszustandes erreicht werden.

    zurück zum Seitenanfang

    Maligne Maulhöhlentumoren der Katze

    Je älter unsere Haustiere werden, umso häufiger treten auch bösartige Tumoren bei ihnen auf. Bei der Katze nehmen die oralen Tumoren deshalb eine besondere Stellung ein, weil -zum einen- die Maulhöhle in der Regel vom Besitzer kaum eingesehen werden kann und deshalb Schwellungen dort erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium erkannt werden, und -zum anderen- diese Tumoren oft höchstgradig bösartig sind. Diese beiden Faktoren erklären, warum diese Erkrankung eine schlechte Aussicht auf Heilung hat.

    Auslösende Ursachen für Tumoren sind, wie im gesamten Körper, chemische Faktoren, pysikalische Einflüsse, infektiöse Auslöser und Immundefekte.

    Je früher ein Tumor gefunden wird, umso besser sind die Behandlungsmöglichkeiten. Die jährliche Untersuchung im Rahmen der Impfung kann gerade bei älteren Tieren (>8 Jahre) nicht ausreichend sein. Ein halbjährlicher Rhythmus erscheint dann schon besser. Da auch die bakterielle Belastung am Zahnhals einen möglicher Auslösen darstellt, ist die regelmäßige Zahnsteinentfernung und Parodontalbehandlung, falls möglich mit anschließender häuslicher Zahnpflege (z.b.Putzen oder antibaktielle Zusätze im Trinkwasser) eine wichtige Prophylaxemaßnahme.

    Die häufigsten bei der Katze gefunden oralen malignen Tumoren sind das Plattenepithelkarzinom (70%) und dss Fibrosarkom (6-17%). Das beim Hund am meisten vorkommende maligne Melanom hat bei der Katze kaum Bedeutung (2%).

    Das Aussehen einer Schwellung oder die Lokalisation in der Maulhöhle läßt nicht eindeutig auf einen Tumor bzw. seine Malignität schließen. Nur die mikroskopische Untersuchung eines entnommenen Gewebes durch einen Veterinärpathologen kann zu einer eindeutige Diagnose führen. Hgr Entzündungen im Maul durch z.b. eine Parodontitis können zu Schwellungen führen, die man mit Tumoren verwechseln kann. Auf der anderen Seite entlarven sich manche harmlos aussehenden Schleihautveränderung bei der genaueren Untersuchung als Tumoren.

    Als Tumortherapien kommen in der Schulmedizin drei Verfahren in Frage. Zuerst wird das Tumorgewebe soweit wie möglich entfernt, als zweiter Schritt wird möglicherweise nicht entferntes Tumorgewebe mittels Bestrahlung zerstört. Bleibt weiterhin zu beführchten, dass noch Tumorzellen im Körper verblieben sind (Metastasierung), versucht man diese mittels Chemotherapie zu bekämpfen. Bei den oralen Tumoren der katze sind ausschließlich die beiden ersten Möglichkeiten praktikabel. Voraussetzung ist ein früh erkannter, kleiner Tumor, da radikale chirurgische Maßnahmen (Entfernung von Teilen des Kiefers) von der Katze, im Gegensatz zum Hund, nach der OP kaum toleriert werden. Eine anschließende Bestrahlung kann aber trotzdem in vielen Fällen das erneute Wachsen des Tumors (lokales Rezidiv) oder sogar eine Metastasierung nicht verhindern. Es bleibt dann meist nur die unterstützende, palliative Therapie und bei deutlicher Verschlechterung des Allgemeinzustandes der Katze das Einschläfern um weiteres Leiden zu verhindern.

    zurück zum Seitenanfang